heart

KTV Visp – In Love to fail

C72K | 29. November 2023

C72K | 29. November 2023

Liebe Leserin, lieber Leser

Heute teilen wir mit euch etwas ganz Intimes; etwas, wovon wir in unserem gehobenen Alter nicht geträumt haben, dass uns dies nochmal passiert. Aber der Reihe nach.

Wie immer in dieser Saison durften wir mit einem überschaubaren Kader gegen die Aprikosen-Liebenden und Wein-Schlemmenden Geniesser aus dem Wallis antreten.

Wie immer in dieser Saison durften wir auch diesmal der 2. Gewinner sein. Wären nicht Märcu und Martin gewesen, hätte 3. Gewinner auch sehr gut gepasst.

Doch dieses Mal fühlte sich die Niederlage nicht schmerzhaft an. Es war kein maues Gefühl, keine Enttäuschung. Vielmehr klopfte das Herz, die Hände waren feucht, im Bauch war etwas Ungewohntes im Gange, die Knie wurden weich.

Was ist geschehen haben wir uns gedacht: „Wir haben doch verloren und sind trotzdem unendlich glücklich?“.

Die Jungs vom KTV waren ob unserer Reaktion auch ein wenig irritiert. Das könnte natürlich auch an ihrem verstörenden Vereinsnamen liegen, den sie jede Woche aufs Neue in die Welt hinaustragen (Schweiz geht hier nicht, denn die Schweiz hört für Walliser an der Kantonsgrenze auf).

Trotz intensiver Recherche konnte eine Auflösung des Vereinsnamen nicht in den aktuellen Medien gefunden werden. So begab sich der Schreiberling in die altehrwürdige Bibliothek nach Visp um dieses Mysterium aufzulösen.

Was er dort entdeckte verstörte ihn derart, dass er zur Beruhigung gleich 3 Flaschen des lokal gekelterten Weines trank. Wahrscheinlich war auch dieser Trank die Ursache für den Vereinsnamen? Mitnichten, wie sich heraustellte!

Gemäss Überlieferung aus der städischen Historie kamen aserbaidschanische Einwanderer im frühen Mittelalter nach Visp und brachten ihre rustikale Mode sowie herzhafte Kulinarik mit. Mit der Kulinarik verfestigte sich der Genuss von vergärten Trauben und kräftigem Käse, welcher über dem Feuer geschmolzen wurde.

Zudem waren die heute stilistischen Trachten bereits im späten Mittelalter Ziel vieler Reisenden aus dem restlichen Gebiet der Eidgenossenschaft.

Und hier hat auch der Vereinsname seinen Ursprung. Namentlich entstand der Verein aus dem „kaukasischen Trachtenverein“ Visp, heute nur noch KTV genannt.

Es ist immer wieder interessant, welche Überraschungen die Geschichte uns offenbart.

Zurück zu unserem Gefühl, welches wir nach unserer Niederlage verspürten und nicht einordnen konnten. In der Reinigungszeremonie fiel das Wort: Obwohl in anderem Kontext, dämmerte allen, was sich in den letzten Spielen schleichend in unsere Herzen eingenistet hatte: Es war Liebe! Die M3 des Club 72 Köniz ist verliebt!

Verliebt in die Niederlage, verliebt zu scheitern, versagen und dem Gegner die Krone aufzusetzen.
Es macht uns unendlich glücklich diese zwiespältige Beziehung zu führen; zu Geben ohne zu Nehmen; jeden Morgen nach dem Aufwachen an die Niederlage zu denken. Dieses kribbeln im Bauch, diese Vorfreude auf die Enttäuschung.

Warst du, liebe Lesende, lieber Lesender, auch mal verliebt? Dann fühle mit uns und teile dieses erhebende Gefühl, diese Vitalität, diese Unsterblichkeit im Moment.

Trotzdem wissen wir, da wir auch Biologen in unseren Reihen haben, dass verliebt sein eine chemische Reaktion ist und irgendwann das Gleichgewicht in unseren Torsen wiederhergestellt sein wird.

Die Zeit der liebestollen Leidenschaft wird zu Ende gehen. Wir werden bald wieder das schmerzhafte Siegen an unseren Fingern spüren. Und die Liebe verblasst mehr und mehr wie ein immer leiser werdender Hauch im Wind.

Möchtest du auch mit uns unsere Liebe und unseren Schmerz teilen? Dann sei dabei an unseren Spielen. Infos gibt es unter handball.ch – 3. Liga – Gruppe 11.